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1. Baue auf deine Schwächen

Tu niemals das, wofür du begabt bist. Du wirst viel besser in Dingen, die dir gar nicht liegen. Denn da bist du wesentlich selbstkritischer und daher auch realistischer.

Keine Angst: Der Widerstand bei Dingen, die du so gar nicht kannst, kommt daher, dass du einfach keinerlei Talent dafür hast. Je mehr Zeit du aber reinsteckst, desto frustrierter wirst du werden. Das hast du dir dann ehrlich verdient!

Bevor du tust, wofür du völlig ungeeignet bist, ist es sehr wichtig, nicht nachzudenken. Wähle einfach die Tätigkeit, von der alle gesagt haben, dass du sie nicht beherrscht. So vermeidest du todsicher, versehentlich deine Stärken einzusetzen.

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2. Sieh‘ mehr fern

Das Fernsehen ist eindeutig die größte Errungenschaft der Menschheit. Weit vor Cocktailschirmchen. Seinem Wesen nach ist das Fernsehen als globales Bildungsprojekt angelegt. Das ist leicht zu erkennen, wenn du aufmerksam durch die Kanäle zappst.

Auf jedem Kanal triffst du auf so viel Weisheit, Inspiration und Motivation! Du erfährst, wie du deine Nase operieren lassen kannst, um schön zu sein. Oder dass Schimmel auch nur ein Baumangel ist. Und Pizza nicht immer rund.

Es geht den TV-Machern darum, ihr wertvolles Wissen möglichst umfangreich an uns weiter zu geben, das nennen sie dann Quote. Quote leitet sich von Intelligenz-Quotient ab. Für ein erfolgreiches Leben ist es ganz wichtig, jeden Tag 18 bis 25 Stunden fern zu sehen.

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3. Folge jeder dummen Regel

Sei ein Schaf! Denn Schafe sind so nette Tiere, sie tragen weiche Wolle und sie sind einfach niedlich. Und für die süßen, braven Schafe gibt es Zäune, und die heißen Regeln. Denen musst du einfach nur folgen, dann hast du nie Probleme.

Dann kannst du grasen und hin und wieder hochsehen zum Kasperletheater, das dir da oben vorgespielt wird. Bis irgendwer zu dir sagt, dass du weitergehen musst. Oder einfach stehenbleiben sollst. Was du kaufen sollst. Was du sagen sollst. Was du denken sollst. Schafe sind toll, weil sie so angenehm zu lenken sind. Für diejenigen, die die Regeln machen. Aber reg’ dich nicht auf, es ist längst weltweit anerkannt: Wer das Gold hat, macht die Regeln.

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4. Vergiss deine Träume

Es ist ja vollkommen unwichtig, was deine Träume sind. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder anfängt, sich die Welt schön auszumalen. In bunten Farben vielleicht auch noch. Eine wohlige glückliche Umgebung, Freunde, Liebe, Familie und ein erfülltes Berufsleben. Das ist doch Verschwendung von Ressourcen.

Viel besser ist es, einen Plan zu haben, der völlig ohne Inspiration ist. Ein fremdbestimmter Plan, der auf asphaltierten Straßen zu ganz genau definierten GPS-Koordinaten führt. In einer exakt bemessenen Zeitspanne.

Denn Träume sind Nebelgebilde, sie sind nicht zu greifen und daher als Ziel völlig ungeeignet. Träume sind eine verwirrende Abwesenheit von Realitätssinn. Träume erhöhen in gefährlicher Weise den inneren Antrieb und dann kommst du am Ende auch noch in Fahrt. Es wird ja doch nie so, wie man es sich erträumt hat. Also ist es am besten für dich, das Träumen augenblicklich einzustellen. Klingt das nicht traumhaft?

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5. Lass‘ dein Gehirn verkümmern

Das menschliche Gehirn hat an die 100 Milliarden Nervenzellen. Das ist eindeutig zu viel. Was Mutter Natur da wieder eingefallen ist.

Es bedeutet ein Leben lang harte Arbeit, diese lästigen Denkeinheiten wieder loszuwerden. Das beste Mittel ist es, sie von jeder Tätigkeit zu entbinden. Dann werden die kleinen Biester schön faul und träge und machen nur noch Urlaub am Strand.

Die ideale Maßnahme, um sein Gehirn in eine Steppenlandschaft zu verwandeln, ist – neben 18 bis 25 Stunden täglich fernzusehen – der Einsatz von Apps. Solche, die dir sagen, wann du die Zähne putzen musst. Solche, die dir gleich mal die richtige Werbung einspielen. Damit du auch weißt, was du als nächstes tun sollst. Ist das nicht schön, wenn einem das Denken abgenommen wird? Wenn jemand anders für dich denkt? Das ist doch befreiend und kostet dich nur die Freiheit. Aber die wird ohnehin völlig überschätzt.

 

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6. Nimm das Leben immer ernst

Das Leben ist eine Angelegenheit, bei der es echt nichts zu lachen gibt. Erinnere dich an deine Geburt, da hast du’s: Es tat weh, war hell, war laut. Auf einmal musstest du dauernd Luft holen, was vorher auch nicht notwendig gewesen war.

Diese versicherungstechnische Katastrophe des unfreiwilligen Rausschmisses aus dem Mutterleib zeigt ja schon, wie ernst die Lage ist. Und ehrlich, die Schule konnte daran auch nichts ändern. Es heißt nicht umsonst: „Der Ernst des Lebens“ beginnt, und nicht „Der Spaß des Lebens“. Wenn schon Leichtigkeit des Seins, dann bitte unerträglich.

Das Leben ist ein böser Tyrann namens – Ernst. Daran solltest du immer denken: Wenn die Milch im Kühlschrank abgelaufen ist, wenn es durch ein Loch im neuen Schirm regnet, wenn der Hund die Hausschuhe zerbeißt. Bloß nicht drüber lachen, bloß nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ernst muss sein.

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7. Gib rasch auf

Die kleinste Welle soll dein Boot umwerfen, die geringste Unebenheit deinen Zug entgleisen lassen. Wenn etwas nicht beim ersten Versuch klappt, dann funktioniert es eben nicht. Das wird auch nie hinhauen. Weil du in fundamentaler, völlig unverrückbarer Weise nicht dazu fähig bist. Also was tun? Hier hilft nur Eines, bevor du dich blamierst: Aufgeben, so rasch wie möglich!

Der Mensch kann auf eine Geschichte voller Fehlschläge zurückblicken. Das mit dem Feuer war doch auch nur Glück, Blitzschlag sei Dank. Erfindungen? Wenn es so vorgesehen wäre, dass wir fliegen können, hätten wir wohl Flügel bekommen und nicht nur abstehende Schulterblätter. Sind die Gebrüder Wright nicht ganz lächerlich durch die Luft geirrt, die Sonntagsflieger, nicht mal Überschall?

Wenn ein Kleinkind hinfällt, dann ist es so blöd, wieder aufzustehen. Und was passiert? Klar, es fällt wieder hin. Dann weint es und steht wieder auf, fällt wieder um. Zugegeben steht es jetzt etwas länger auf seinen krummen Beinen, aber es fällt. Und wenn jemand sagt, dass es am Ende aber doch laufen kann, dann, ja dann solltest du entgegnen: Ist Laufen wirklich so toll?? Besser du schämst dich dein Leben lang, dass du als Kind hingefallen bist.

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8. Traue keinem

Es ist ja nicht alles schlecht. Zum Beispiel wird die lang gehegte Unart, dem Gegenüber zu glauben, was es sagt, endlich abgebaut. Das gehypte „Vertrauen“, von verwirrten Geistern seit jeher als Fundament der Gesellschaft verklärt, wird zunehmend durch ein besseres V-Wort verdrängt: „Verträge“.

Wenn dir der Kellner den Kaffee bringt, könnte er ja vorher reingespuckt haben. Den Weihnachtsmann gibt es nicht, wie du auf die harte Tour rausfinden musstest. Den Osterhasen hat noch keiner gesehen. Der Gebrauchtwagen hat vielleicht nur drei Räder. V wie Vorsicht, V wie Verträge. Traue keinem.

Wo früher ein Handschlag gereicht hat, um sich im Wort zu sein, bekommst du jetzt viel mehr. Du musst es nur fordern! 27 Seiten Papier mit 583 Paragraphen und 1738 Klauseln. Wie schön. Ein Lächeln, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit als Mensch – endlich ersetzt durch V wie schriftliche Vereinbarung.

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9. Werde deinen Spieltrieb los

Erwachsene spielen nicht. Punkt. Das Spiel ist eine Tätigkeitsform, die nur dem Zweck dient, Vergnügen zu empfinden oder sich zu entspannen. Spaß bringt dich heutzutage aber echt nicht weiter. Daher: Auf Spielen nach Möglichkeit verzichten. Benimm dich endlich zielgerichtet. Jetzt ist  Schluss mit Kindergeburtstag. Game over.

Warum? Der Spieltrieb ist viel zu eng mit der Kreativität verbunden. Ideen wachsen spielerisch und lassen sich nicht ordentlich eingrenzen. Man sieht ja an der Natur, was dann Katastrophales geschieht: Völlig spielerisch überwuchert die Natur den schönen Beton mit ihren Blumen und freien Formen in Grün. Und noch was: Spielen lässt dein Herz schneller schlagen.

 

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10. Verwalte dein Leben

Dein Leben darf auf keinen Fall so sein wie eine Pralinenschachtel, von der man nie weiß, was drin ist. Überraschungen sind ziemlich schlecht planbar. Da hilft nur Eines: Sei ein alter Verwalter!

Zur Verfügung stehen Schränke und Regale mit Schubladen in allen Größen. Mit Registern und Plaketten und Beschriftungen. Von der Riesenkiste ins Detail. Jeder Quadratzentimeter hat eine zugewiesene Funktion.

Alles was dein Leben betrifft, jeder Schritt, jede Aktion, jede Erinnerung, jedes Gefühl gehört an einen bestimmten Ort. Dorthin klebst du den frei umherflatternden Bestandteil deines bunten Daseins, bindest ihn, nagelst ihn fest. Dort darf er nicht mehr raus. Erst wenn sich nichts mehr regt, kein Ding mehr zappelt und alle Farbe verpufft ist, kannst du zufrieden sein. Nun hast du Ruhe.

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11. Sei gierig

„Mein Schatz!!“ – Alles, was glitzert, gehört dir. Hol dir mehr davon. Immer mehr. Etwas zu bekommen ist nur der Beweis dafür, dass du noch nicht alles hast. Du musst unbedingt ein starkes, alles verschlingendes Gefühl der Gier entwickeln. Stopf’ dich voll, nimm es allen anderen weg. Die brauchen das eh nicht. Es ist deines!

Alles was schon mal erreicht ist, solltest du gleich vergessen. Gar nicht mehr ansehen. Weg damit. Das Spielzeug ist alt. Nächstes her. Aufreißen, anschauen, sammeln, horten, haben, besitzen, zerstören, auslöschen. Nimm dir so viel wie möglich. Wenn einer eine Torte anschneidet, liegt da ein kleines, mickriges Tortenstück. Das ist uninteressant, das können die anderen Deppen haben. Du nimmst die 95 Prozent der restlichen Torte! Da wird das Geburtstagskind aber blöd aus der Wäsche gucken.

Die Erde hat unerschöpfliche Ressourcen. Und das Flüssige, das die Meere ansteigen lässt, sind gar nicht ihre Tränen. Das ist nur freundliches Schmelzwasser, weil sie sich so für dich erwärmt.

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12. Erfinde Ausreden

Es gibt immer was zu tun. Aber nicht für dich. Jemand hat dir gesagt, du solltest endlich was aus deinem Leben machen? Dagegen gibt es ein bewährtes Zaubermittel: Schwinge dich heroisch auf und kreiere großartige Ausreden. Es kann zu kalt sein, oder zu warm, zu früh oder zu spät. Vielleicht bist du zu jung oder zu alt, zu groß oder zu klein, ungerade Tage fallen aus. Du bist nur in Schaltjahren, wenn die Sonnenfinsternis das blendende Licht nimmt, zur Aktion bereit. Das muss man doch verstehen.

Ausreden kommt von Aus mit Reden. Jetzt schweigst du. Machst einfach nichts mehr. Denn um was zu bewegen ist der Himmel heute echt zu blau. Es ist einfach zu sehr Mittwoch. Der Müll muss nicht raus. Der hat auch Wohnrecht. Putzen? Was hat der Putzlappen je für dich getan?? So sieht du ihm zu, dem Messi Lionel, wie er tanzt und dribbelt und sein Leben feiert.

Wunderbarer Stillstand, losgelöst. Was da tropft? Ach ja, das ist die Zeit, die dir durch die Finger rinnt.

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13. Freu‘ dich später

Lasse dich nicht zu unüberlegter Freude hinreißen, nur weil etwas schön ist. Du kannst dich immer noch später darüber freuen. Nicht falsch verstehen: Du darfst spontan sein, aber alles zu seiner Zeit! Es will gut geprüft sein, ob jetzt wirklich schon der richtige Moment ist, ein Grinsen aufzusetzen.

Da gab es ja den Fall von diesem Jungen, der voller Freude den perfekten Apfel fand. Der glänzte, war makellos und versprach saftig und süß zu sein. Der Junge wollte den selbstverständlich gleich verspeisen, der Narr. So richtig voller Freude, man stelle sich das vor. Zum Glück las er in einem Ratgeber, dass es ganz falsch sei, seiner Freude augenblicklich nachzugeben. Das müsse alles zur richtigen Zeit passieren.

Der Junge befolgte den Rat. Er hob sich den Apfel für später auf. Jeden Tag kam er vorbei und fragte sich, ob nun die Zeit reif sei, den Apfel zu genießen. Als er eines Tages wieder zum Apfel kam, war dieser über Nacht verschimmelt und verfault. Völlig unbrauchbar geworden.

Was will uns das sagen? Natürlich dass er den Apfel in den Kühlschrank hätte stecken sollen.

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14. Sei immer perfekt

Bitte nur singen, wenn du damit unter tosendem Applaus durch die vollbesetzten Opernhäuser der Welt touren kannst. Einfach so dahin trällern, weil dir danach ist, weil es dir gerade einfällt – das können Vögel auch. Und dein Hirn ist größer.

Wenn du Perfektion nicht verbindlich garantieren kannst, fang auf keinen Fall erst an. Was soll sich da entwickeln? Wenn es nicht von der ersten Sekunde an vollkommen fehlerfrei ist, darfst du es den anderen nicht zumuten. Nur Genies dürfen malen. Wenn du weder Picasso noch Leonardo da Vinci heißt, lass’ es. Die Latte muss bei Mozart liegen, wenn du Musik komponierst. Entweder die Zauberflöte wird zum faden Handyklingelton neben dir – oder du nimmst erst gar nicht das Blatt Papier und kritzelst Noten darauf.

Perfektion macht das Leben so richtig – wie soll man sagen – glatt. Und wenn du mal alles, wirklich alles zu 101 Prozent perfekt machst – dann ist der Abstand zwischen deinen Herzschlägen auf die Nanosekunde gleich lang. Das geht eigentlich nur mit einer Nulllinie.

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15. Fürchte dich

Ein wenig Fantasie ist hilfreich. Du solltest sie nur richtig einsetzen: Als Vorschaufunktion auf eine schreckliche Zukunft. Es gibt grob geschätzt 997,3 Dinge, die schiefgehen können. Der Lolli hat einen sauren Kern, alle lachen über dein Lieblingsgedicht.

Furcht hat sich seit Millionen von Jahren bewährt. Seit wir als kleine, behaarte Nager unter den glatten Beinen gigantischer Dinosaurier um unser Leben liefen, macht uns die Furcht wachsam. Wir geben das Ducken und Verstecken erfolgreich von einer Generation zur nächsten weiter. Vor etwas ängstlich wegzurennen, ist immer empfehlenswerter, als voller Mut darauf zuzugehen. Besonders bei einem T-Rex.

Aber zurück zur Gegenwart. Folgende Übung: Versuche während der morgendlichen Nachrichtensendung schon vor panischer Angst so heftig zu schlottern, dass dir der Kaffee aus der Tasse schwappt. Den auf der Tischdecke entstehenden Fleck kannst du dann als Rohrschachtest interpretieren und mit deiner Selbsthilfegruppe auf Facebook teilen. Das gibt so richtig Likes.

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16. Verschlafe alles

Wer schläft, sündigt nicht. Außer er träumt unartig, aber davon wollen wir nicht ausgehen.

Wer schläft, hat recht. Zumindest widerspricht ihm in dieser Zeit keiner, somit hat er auch schon mal nicht unrecht.

Doch wieviel Schlaf ist ratsam? Der Siebenschläfer ist ja als Vorbild ganz brauchbar, aber nicht perfekt. Noch lobenswerter sind acht bis neun Monate durchgehender Schlaf pro Jahr. Eigentlich reicht es, nur einen Monat im Jahr wach zu sein, jedoch auf keinen Fall täglich. Am besten eignet sich für deinen jährlichen Wachmonat der Februar – der ist der kürzeste Monat und auch das Tageslicht ist knackig rasch vorbei.

Bitte nicht einreden lassen, dass Dauerschlaf schlecht für die Wirtschaft sei. Schlaf ist das Beste für das Bruttosozialprodukt, denn wer schläft, kann den anderen nichts wegessen. Das ist sehr sozial und deswegen gut für das Sozialbruttoprodukt und auch für die Produkte, die ja dann nicht weg sind. Brutto bleibt also mehr für alle. Und das willst du doch auch.

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17. Vergleiche dich

Sie greift wie ein Virus um sich. Die Zufriedenheit. Die kommt daher, dass viele Menschen heute vergessen, sich mit anderen zu vergleichen. Du solltest aber, um deine Umwelt sinnerfassend erfahren zu können, alles in Relation zueinander setzen. Es ist ein unverzeihlicher Fehler, von „groß“, oder von „gut“, von „schön“ oder „angenehm“ als absoluten Begriffen zu sprechen – und sich zufrieden zurückzulehnen. Das muss alles hinterfragt und quantifiziert werden.

Es besteht sonst die Gefahr, dass du einer falschen Zufriedenheit aufsitzt. Zum Beispiel wenn du happy bist mit deinem Smartphone, kann es ja sein, dass dein Gegenüber im Bus ein neueres Modell hat. Wenn du dich nicht vergleichst, fällt dir das gar nicht auf. Der Drang, dein eigenes angeekelt aus dem Fenster zu werfen, entsteht leider gar nicht. Oder dass dein Nachbar ein größeres Haus hat, aber eine kleinere Nase. Gemein. Oder dass deine Urgroßmutter mehr verdient als du, obwohl sie nicht mal mehr lebt… Entgeht dir alles vor blinder Zufriedenheit.

Nur das Vergleichen, einfach alles in „da bin ich besser“ und „da bin ich schlechter“ zu unterteilen, schützt dich. So kannst du augenblicklich aufhören, zufrieden zu sein. In einer plötzlichen Erleuchtung erkennst du das grünere Gras auf der anderen Flussseite und trittst dein eigenes mit Füßen. Endlich unzufrieden begreifst du: Wer immer nur mit dem glücklich ist, was er hat, wird ewig nur glücklich bleiben.

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18. Mach‘ es kompliziert

Die Welt ist viel zu einfach. Diese Simplifizierung langweilt. Stell dir lieber noch mehr Möbel in dein Multifunktionszimmer, verwende 374-stellige Passwörter mit 891 Sonderzeichen, vergleiche Montags-, Dienstags- und Wochenendrabatte von heterogenen Lebensmittelhändlern auf allen verfügbaren Kommunikationskanälen.

Solange du noch weißt, was du tust, bist du noch nicht ausreichend überlastet.

Du kannst noch mehr Newsletter abonnieren, alle Spamfilter abschalten und eine Million neue Freundschaftsanfragen schicken. Das KICK–Prinzip sagt: „Keep it complicated, Kindchen.“ Viel mehr in noch kürzerer Zeit zu machen, geht nur, wenn zugleich die Komplexität steigt. Du siehst den Wald noch? Dann pflanze doch mehr Bäume. Erst wenn es überall blinkt, summt, brummt und piept kannst du mitten in der Unbewältigbarkeit der Aufgabe, alles fest im Griff zu haben, so richtig schön durchdrehen.

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19. Lache leise

Lautes Lachen kann das Zwerchfell lockern, dann hängt es ganz schlaff herunter. Schlimmer noch: Leider werden auch jede Menge Glückshormone ausgeschüttet. Somit wird es dir unmöglich, dich von der allgemeinen Lage in ihrer allumfassenden Ernsthaftigkeit runterziehen zu lassen.

Und wie das klingt: Hahaha. Die stimmhaften, melodischen Silben rücken uns in die Nähe der Schimpansen und Bonobos. Andere Tiere können zum Glück nicht lachen: Das Gackern der Hühner, das Wiehern der Zebras oder das Kreischen der Hyänen hat andere Gründe, die für Menschen aber nicht nachvollziehbar sind.  Schlauer sind da schon Gorilla und Orang-Utan, sie verwenden stimmlose Kicher- und Keckerlaute. Das fällt nicht auf. Lautlos Lächeln ist übrigens unter gewissen Umständen in Ordnung – wenn du damit keinen störst. Lächle am besten verschämt und mit vorgehaltener Hand im Dunkeln.

Lachen kann Konflikte auslösen. Sofort zeigt sich, ob jemand Humor hat oder nicht. Das ist eigentlich diskriminierend. Denn wenn jemand einfach völlig humorlos geboren ist, wird ihm bei jedem Witz offiziell ein Schild umgehängt: Ich habe keinen Humor. Das ist voll traurig.

Das Gefährlichste am Lachen ist aber seine hochgradige Ansteckungsgefahr. Lachen ist infektiöser als jedes Katzen-Youtube-Video und bisher ist kein Gegenmittel bekannt außer wiederholten Wurzelbehandlungen beim Zahnarzt.

Tipp zum Schluss: Wenn es dich wirklich überkommt und es kein Zurück mehr gibt, mach’ folgendes: Bevor du vor allen losprustet, renn doch schnell in den Keller. Im Keller zu lachen ist gesellschaftlich ziemlich akzeptabel.

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20. Denke an das Problem

Optimismus ist bloß ein Mangel an Information. Und somit der zweitgefährlichste „Ismus“ überhaupt, gleich nach dem digitalen Infantilismus.

Rasch führt Optimismus zu Meningismus, also einer Reizung der Gehirnhäute mit üblen Kopfschmerzen. Du kannst das vermeiden, wenn du deine Aufmerksamkeit niemals auf die Lösung, sondern immer auf das Problem richtest. Dieses bläht sich dann auf und wächst mächtig in alle Richtungen. Bald füllt wohltuender Pessimismus dein ganzes Gesichtsfeld aus. Es existiert nur noch das Problem. Es drückt dich sanft an die Wand wie ein übergroßer Luftballon. Endlich siehst du nichts mehr von diesem blöden blauen Himmel und der lästigen Sonne.

Apropos Sonne. Das Wetter hilft dir dabei, etwas Wichtiges zu begreifen: Und zwar warum manche sagen, das Glas sei halb voll. Weil die Welt so toll ist? Weil alle Hand in Hand unter einem goldenen Regenbogen lachend Ringelreigen tanzen? Nö. Aber der Regenbogen gibt schon einen Hinweis: Es regnet meistens. Es tröpfelt nass und kalt in dein persönliches Glas, bis es leider halb voll ist. Davor war es perfekt leer, trocken und sauber gewesen, du hattest es doch eben aus dem Geschirrspüler geholt. Die Regenflecken gehen total schwer raus. Aber viel Spaß beim Putzen, du schaffst das!